Süßholz (Glycorrhiza glabra) ist ein Therapeutikum der Traditionellen Chinesischen Medizin, dessen Hauptkomponenten Glycorrhizin-Verbindungen sind. Süßholz scheint eine leichte Glucocorticoid-Aktivität zu besitzen und agiert synergistisch mit Cortisol [Obolentseva et al., 1999]. Die wichtigste aktive Substanz ist dabei das Glycorrhizin, das strukturelle Ähnlichkeit mit Corticoiden aufweist. Obwohl Komponenten der Glycorrhiza sowohl Glucocorticoide als auch Mineralocorticoide binden können, ahmt es in geringem Maße auch selbst die Rolle endogener Steroidhormone nach und kann Cortisol sparen, vor allem da es die am Cortisolstoffwechsel beteiligten Enzyme 11-beta-Hydrosterid-Dehydrogenase I und II und 5-alpha-Reduktase hemmt [Armanini et al., 1996]. Süßholz kann zudem einigen der nachteiligen immunsuppressiven Effekte hoher Glucocorticoidspiegel entgegenwirken. Die Verwendung von Süßholz ist vor allem für Personen geeignet, die inadäquat Cortisol bilden, was oft mit einer starken Erschöpfung korreliert. Nachweislich kann vor allem die Cortisol Aktivität durch die Gabe von Glycorrhiza gesteigert werden [Heilmann et al., 1999]. Glycorrhizin-Metaboliten und weitere Polyphenole (Isoliquirtigenin) aus Süßholz wirken als NMDA-Rezeptor-Antagonisten und als GABA-Agonisten (Benzodiazepin-Bindungsstelle des GABA-A-Rezeptors) [Cho et al., 2012] und senken die Ausschüttung von Dopamin (untersucht an den dopaminergen Effekten von Cocain-Gebrauch) [Jang et al., 2011]. Eine schlaffördernde Wirkung wurde nachgewiesen [Cho et al., 2012]. Zudem hemmt Süßholz den Serotoninrezeptor und agiert ähnlich wie ein selektiver Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (sSRI) [Ofir et al., 2003]. Hohe Aufnahme von Süßholz, mindestens aber 1-2 Gramm pro Tag, können zu Nebenwirkungen wie Blutdruckerhöhung, Kopfschmerzen oder Kurzatmigkeit führen. Auch Personen mit hoher Cortisol-Ausschüttung sollten Süßholz eher meiden, obwohl bei Untersuchungen mit hohen Dosen Glycorrhizin keine erhöhten Plasmaspiegel im Blut nachweisbar waren [Heilmann et al., 1999].