Akazienfaser (auch: Gummi Arabicum, Acacia gum oder Akaziengummi) ist ein löslicher Ballaststoff und wird aus dem Exsudat (Harz) der Senegal-Akazie (Acacia senegal) gewonnen. Der Saft der Bäume wird traditionell zur Behandlung gastrointestinaler Beschwerden verwendet [Ahmed, 2018; Ali, 2018]. Akazienfaser ist ein komplexes Gemisch verschieden langkettiger Arabinogalactane und Glykoproteine. Arabinogalactane gehören zur Ballaststoff-Klasse der komplexen Kohlenhydrate und sind primär aus den Einfachzuckern Galactose (C6) und Arabinose (C5) aufgebaut. Dabei bilden Galactosemoleküle die Hauptkette des Polysaccharids (Backbone) während Arabinose mit anderen Zuckern (Rhamnose und Glucuronsäure) in Seitenketten vorkommt, die sich vom Backbone abzweigen [Mahendran et al., 2008; Renard et al., 2012; Ahmed, 2018]. Akazienfaser hat eine hervorragende Löslichkeit in Wasser, weist eine geringe Viskosität auf und ist leicht gelbildend. Auf Basis dieser Eigenschaftskombination wird Akazienfaser in der Industrie als Verdickungs- und Texturmittel in Lebensmitteln und Kosmetik eingesetzt, aber auch als Überzugsmittel für Tabletten. Akazienfaser ist aber auch pharmakologisch relevant und wird divers eingesetzt [Ahmed, 2018]. Als löslicher Ballaststoff wird Akazienfaser nicht von unseren Verdauungsenzymen verdaut und steht damit der Darmflora im Dickdarm als Nahrung zur Verfügung. Die präbiotischen Effekte sind mittlerweile sowohl in vitro als auch in Humanstudien beschrieben. Vor allem Bifidobakterien scheinen Akazienfaser gut verwerten zu können, aber auch Laktobazillen sowie Butyratbildner wie F. prausnitzii und der Clostridiencluster IX profitieren von dem Ballaststoff [Alafiri et al., 2018; Calame et al., 2008; Rawi et al., 2021]. Im Vergleich zu anderen Ballaststoffen weist Akazienfaser selbst in hohen Dosen eine sehr gute Verträglichkeit auf. Grund dafür ist sein Fermentationsprofil im Dickdarm. Aufgrund seiner molekularen Struktur und der Art der chemischen Bindung zwischen den Zuckern wird Akazienfaser langsamer abgebaut als andere Ballaststoffe. Stattdessen wird Akazienfaser progressiv im Laufe des Darmtransits durch den Dickdarm fermentiert. Dadurch vermitteln Akazienfaser auch ihren präbiotischen Effekt über den gesamten Darmverlauf hinweg und verursachen kaum Nebenwirkungen wie Flatulenz oder Meteorismus (Blähbauch). Diese typischen Nebenwirkungen treten tendenziell bei schnell fermentierenden Ballaststoffen wie Fructooligosacchariden (FOS) auf, die bereits im oberen Abschnitt des Dickdarms (Colon ascendens) vollständig abgebaut werden [Terpend et al., 2013; Cherbut et al., 2003].