Vitamin E ist ein Sammelbegriff für acht fettlösliche Verbindungen. Man unterscheidet vier Tocopherol- und vier Tocotrienol-Derivate, die wiederum in alpha-, beta, gamma- und delta-Formen unterteilt werden [Biesalski und Grimm, 2004]. Die in der Natur am häufigsten vorkommende und zugleich biologisch wirksamste Substanz mit Vitamin E-Aktivität ist das sogenannte α-Tocopherol. Begleitet wird natürliches α-Tocopherol zumeist von geringen Mengen ß-, γ-, δ-Tocopherol, welche sich chemisch gesehen durch die Position ihrer Methylgruppe am Chromanring und hinsichtlich ihrer biologischen Wirkungen voneinander unterscheiden [Colombo, 2010]. Vitamin E fungiert als wichtiges Antioxidans, das den Körper vor aggressiven Substanzen und dem Angriff freier Radikale schützt [Traber und Atkinson, 2007]. Erhöhte Dosen Vitamin E tragen dazu bei, oxidativen Stress abzumildern und die Zellmembranen vor Lipid-Peroxidation zu schützen. Vitamin E, insbesondere das α-Tocopherol, bewahrt nachweislich die neuronalen Membranen des Gehirns und die Immunzellen vor oxidativer Schädigung [Bostanci et al., 2010: Beharka et al., 1997]. Gegenüber α-Tocopherol wirken γ-Tocopherol und δ-Tocopherol noch stärker antioxidativ und zusätzlich ausgeprägt antientzündlich [Jiang et al., 2000]. Tierexperimente deuten darauf hin, dass Vitamin E die Synthese proinflammatorisch wirksamer Zytokine (Interleukine 1 und 6) unterdrückt und über Cyclooxygenase 2-Hemmung das Osteoporose-Risiko senkt. Zudem gibt es Evidenz für die Wirksamkeit von Vitamin E in der Prävention von Herz-Kreislauferkrankungen. So hemmt Vitamin E die Oxidation des schädlichen LDL-Cholesterins und wirkt dadurch schützend auf die Gefäße [Reaven et al., 1993]. Vitamin E beeinflusst auch den Arachidonsäure-Metabolismus und vermindert die Thrombozytenaggregation in den Blutgefäßen sowie die Bildung reaktiver Gewebshormone (Eicosanoide) und senkt damit das Risiko für die Entstehung von Artherosklerose und rheumatoider Erkrankungen [Panganamala, 1982; Packer, 1991]. Daneben spielt Vitamin E eine wichtige Rolle bei der Erneuerung von Körperzellen, ist beteiligt an der Muskelfunktion und Nervenleitung und wirkt immunmodulierend [Azzi et al., 2004; Azzi et al., 2001; Bendich, 1990]. Ein Mangel an Vitamin E ist im Rahmen einer ausgewogenen Ernährung äußerst selten und tritt in der Regel bei Frühgeborenen auf oder im Zusammenhang mit krankhaften Veränderungen des Verdauungstraktes. Ein Vitamin E-Defizit hat vielfältige Auswirkungen und äußert sich für gewöhnlich in Störungen der Embryonalentwicklung, neurologischen Anomalien, Infertilität, Bewegungskoordinationsstörungen, Immunschwäche oder Veränderungen der Blutgerinnung [Brigelius-Flohé und Traber, 1999].