L-Carnitin ist eine natürlich vorkommende, aminosäurenähnliche Substanz, die vom menschlichen Körper aus den Aminosäuren L-Methionin und L-Lysin gebildet werden kann [Vaz und Wander, 2002]. Wichtige Kofaktoren der endogenen L-Carnitin Synthese sind Eisen und die Vitamine B3, B6 und C. Aber auch tierische Lebensmittel (v.a. rotes Fleisch, Fisch, Geflügel und Milch) sind gute L-Carnitin Quellen [Pekala et al., 2011]. Die wesentliche Aufgabe von L-Carnitin besteht im Transport von energiereichen langkettigen Fettsäuren als Acyl-Carnitinester in die Mitochondrien (Carnitin-Shuttle), wo sie in den oxidativen Metabolismus eingeschleust werden und Energie in Form von ATP liefern. Etwa 97 % des synthetisierten L-Carnitins werden in der Herz- und Skelettmuskulatur gespeichert, sodass das Herz-Kreislauf-System kontinuierlich mit ausreichend Energie versorgt werden kann [Rasmussen et al., 2015]. Da L-Carnitin dem Körper Fett als Energieträger zur Verfügung stellt, wird gleichzeitig auch die Fettverbrennung angekurbelt. Wissenschaftliche Studien an übergewichtigen Personen bestätigen eine gewichtsreduzierende Wirkung von L-Carnitin [Pooyandjoo et al., 2016]. Da L-Carnitin die Fettverbrennung steigert und die Laktatbildung der Muskeln verringert [Stephens et al., 2007], wird es auch von Sportlern verwendet, um eine intensive körperliche Belastung über längere Trainingseinheiten zu ermöglichen. Neuere Studien deuten darauf hin, dass L-Carnitin vermutlich die Erholungszeit nach körperlicher Aktivität maßgeblich verkürzt [Kraemer et al., 2008]. Patienten mit chronischer Fatigue oder muskulären Myopathien profitieren ebenfalls von einer L-Carnitin-Einnahme [Plioplys, 1997; Campos et al., 1993]. L-Carnitin wirkt nicht nur regulierend auf den Stoffwechsel, sondern übernimmt auch eine Reihe wichtiger Zellschutzfunktionen. Es neutralisiert toxische Stoffwechselprodukte in den Mitochondrien und besitzt ausgeprägte antioxidative, immunmodulatorische und antientzündliche Eigenschaften [Bohan et al., 2001; Gülçin, 2006; Mast et al., 2000; Lee et al., 2015]. Tierstudien deuten zudem darauf hin, dass L-Carnitin die Produktion von neuronalen Botenstoffen im zentralen Nervensystem erhöht und dadurch die kognitiven Fähigkeiten, insbesondere das Lernvermögen, verbessert [Ando et al., 2001].