Niacin (Vitamin B3) ist ein wasserlösliches B-Vitamin und der Sammelbegriff für Nicotinsäure und Nicotinsäureamid [Biesalski und Grimm, 2004]. Diese sind in ihrer biologischen Wirksamkeit quantitativ und qualitativ gleichwertig und spielen in vielen Aspekten des Energiestoffwechsels und der Nervenfunktion eine wichtige Rolle [Rennie et al., 2015]. Vitamin B3 entsteht aus der Aminosäure L-Tryptophan und ist Ausgangsstoff für die Nicotinamid-Adenindinukleotid-Enzyme (NAD, NADP) [Bogan und Brenner 2008; Goldsmith, 1958]. NAD/NADH sind als Wasserstoffüberträger bei nahezu jeder Reduktionsreaktion notwendig. Niacin ist auch an der Produktion von Vitamin B6 aus L-Tryptophan beteiligt, weshalb eine adäquate Versorgung mit Vitamin B3 auch bei der Stoffwechselstörung (Krypto-)Pyrrolurie empfohlen wird [Rafsky und Newman, 1943]. Niacin senkt auch in höherer Dosis Cholesterin und kann HDL-Cholesterin anheben [Zhang et al., 2012]. Die Europäische Artherosklerose-Gesellschaft (ESC) empfiehlt die Zufuhr von 1-3 g Niacin pro Tag als wirksames Medikament zur Senkung eines erhöhten Lipoprotein(a)-Spiegels im Blut. Lipoprotein(a) wird als ein genetisch determinierter Risikofaktor für die Entstehung von Artherosklerose und koronarer Herzkrankheit diskutiert. Ein Niacinmangel zeigt eher unspezifische Reaktionen wie Reizbarkeit, Appetit- und Gewichtsverlust, Konzentrations- und Schlafstörungen [Nohr, 2009]. Im fortgeschrittenen Stadium äußert sich ein Vitamin B3-Mangel in Hautveränderungen (Pellagra = raue und juckende Haut), begleitet von Durchfall, Erbrechen und neurologischen Symptomen, wie Schmerzen und Taubheitsgefühl in den Extremitäten [Hegyi et al., 2004].