Palmitoylethanolamid (PEA) ist ein endogenes Fettsäureamid und gehört zu den Acetylethanolaminen. Es wurde erstmals aus Sojalecithin, Eigelb und Erdnussmehl isoliert. Die körpereigene Produktion von PEA hängt hauptsächlich von dem Vorläufer eines Membran-Phospholipids (N-Acyl-Phosphatidyl-Ethanolamin NAPE) oder seiner hydrolysierten Form und von der Aktivität der NAPE-selektiven Phospholipase ab. Es wird bei Bedarf in der Lipiddoppelschicht synthetisiert, wirkt lokal und ist in allen Geweben, auch im Gehirn, zu finden [Clayton et al., 2021]. Die Bioverfügbarkeit von oral eingenommenem PEA wird stark durch den lipophilen Charakter eingeschränkt und wird unter anderem beeinflusst von der Partikelgröße. Durch Mikronisierung entstehen kleinere Partikel, eine größere Oberfläche des Gesamtmoleküls und somit eine bessere Löslichkeit und Absorption [Rankin et al., 2020]. Da PEA keine Affinität zu den Cannabinoid-Rezeptoren CB1 und CB2 aufweist, wird es nicht als klassisches Endocannabinoid betrachtet, sondern als cannabinoidmimetisches Fettsäureamid. PEA wird normalerweise wie das Endocannabinoid Anandamid (AEA) über ähnliche Wege und anabole Enzyme biosynthetisiert. PEA wird enzymatisch zu Palmitinsäure (FAAH) und Ethanolamin (NAAA) hydrolysiert [Rankin et al., 2020]. Es werden mehrere Mechanismen diskutiert, über die PEA seine Wirkung entfalten kann. Einer der ersten Erkenntnisse über PEA war seine Fähigkeit, die Degranulation von Mastzellen herunter zu regulieren [Guida et al., 2017]. Als Hauptzielmolekül von PEA wird der Kernrezeptor PPARα (Peroxisomen Proliferator-aktivierter Rezeptor) genannt, über den neuroprotektive und entzündungshemmende Effekte vermittelt werden können. PEA hemmt auch das hydrolytische Enzym FAAH (Fettsäureamid-Hydroxylase), wodurch es die antiinflammatorischen und schmerzlindernden Effekte von AEA (Anandamid, N-Arachidonyl-Ethanolamin), welches oft gemeinsam mit PEA produziert wird, verstärkt. (sog. „Entourage Effekt“). Über diesen Weg können dann die Cannabinoid-Rezeptoren CB1 und CB2 oder der transiente Rezeptorpotential-Kationenkanal-Vanilloid-Typ 1 (TRPV1) aktiviert werden. Außerdem stimuliert PEA die Aktivität des G-Protein-gekoppelten Rezeptors 55 (GPR55) [Rankin et al., 2020; Clayton et al., 2021]. PEA führt auch zu einer Erhöhung des neurotropen Faktors BDNF, der Neuronen und Synapsen schützt und die Neurogene fördert [Kim et al., 2024]. Durch diese Mechanismen agiert PEA als endogener Schutzmediator bei chronischen Schmerzen, neurodegenerativen Mechanismen, Entzündungen und neuronale Schäden [Clayton et al., 2021].