Bromelain - Neurolab
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Bromelain

Bromelain bezeichnet ein Gemisch proteolytischer (Protein-abbauender) Enzyme, die man in allen Pflanzenteilen der Ananas (Ananas comosus) findet. Gewonnen wird Bromelain industriell aus dem Stamm der Ananaspflanze. Bromelain aus Stamm und Frucht sind nicht gleichzusetzen und bestehen aus ähnlichen aber nicht den gleichen Enzymen. Frucht-Bromelain wurde historisch auch Bromelin genannt. Stamm-Bromelain weist eine stärker proteolytische Aktivität auf und gilt als therapeutisch effektiver [Varilla et al., 2021]. Ist von Bromelain die Rede, ist nahezu immer die proteolytische Fraktion von Stamm-Bromelain gemeint. Bromelain ist oral bioverfügbar. Etwa 40 % des aufgenommenen Bromelains gelangt über die Darmbarriere als aktive Proteinfraktion in das Blut, wo es eine Halbwertszeit von 6 – 9 h aufweist. Im Blut wird es effizient von α-2-Makroglobulin und α-1-Antichymotrypsin gebunden, wodurch seine proteolytische Aktivität zwar verringert wird, aber nicht gänzlich verloren geht. Bromelain gilt als sicheres Supplement und wurde bis zu Dosierungen von 12 g ohne nennenswerte Nebenwirkungen getestet [Varilla et al., 2021; Castell et al., 1997]. Bromelain ist eine Substanz mit breitem medizinischem Einsatzgebiet und von großer pharmakologischer Relevanz. Die bisher postulierten Effekte umfassen eine günstige Modulation des Prostaglandin- bzw. Arachidonsäurestoffwechsels und eine Beeinflussung der Aktivität verschiedener Immunzellen wie T-Zellen und Makrophagen. Dabei werden Immunzellen dazu angeregt, verstärkt proinflammatorische Zytokine zu produzieren, was zu einer verbesserten lokalen Immunantwort führt. Systemisch gesehen vermittelt Bromelain aber durch die selektive Hemmung proinflammatorischer Prostaglandine (PGE2) antiinflammatorische Effekte. Die zugrundeliegenden Wirkmechanismen sind komplex, basieren aber u. a. auf der selektiven Abspaltung bestimmter Rezeptoren auf Immunzellen und der dadurch modifizierten Signaltransduktion [Varilla et al., 2021; Taussig, 1980]. Bromelain wird daher bei medizinischen Indikationen eingesetzt, die mit Entzündungen einhergehen. So findet es Anwendung als begleitende Therapie bei Osteoarthritis und Sinusitis (Nasennebenhöhlenentzündung). Darüber hinaus zeigten sich im Tierversuch fibrinolytische Effekte und damit gerinnungshemmende Eigenschaften. Durch die Kombination von Entzündungs- und Gerinnungshemmung wurde die Anwendung von Bromelain als adjuvante Therapie während der Covid-19 Pandemie diskutiert und untersucht [Varilla et al., 2021; Owoyele et al., 2020]. Als Protease-haltiges Enzymgemisch kann Bromelain auch zur Unterstützung bei der Verdauung von Proteinhaltigen Mahlzeiten eingesetzt werden [Lee et al., 2023] oder zur Behandlung von Verletzungen mit nekrotischem Gewebe wie Verbrennungen [Varilla et al., 2021]. Vielversprechend sind zudem die Effekte von Bromelain auf Fettzellen und bei Adipositas. In vitro hemmt Bromelain effektiv die Neubildung von Fettzellen (Adipogenese) und reduziert die Fett-Akkumulation in bestehenden Fettzellen deutlich [Dave et al., 2012]. Auch in einer ersten Humanstudie mit 52 übergewichtigen Diabetikern hat Bromelain als adjuvante Therapie in Kombination mit Metformin großes Potential demonstriert und konnte beispielsweise den Leptin-Wert und bestimmte Entzündungsmarker stärker senken als Metformin allein [Hasoon et al., 2022].