Migräne: Palmitoylethanolamid und Melatonin | Neurolab
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Kombinationstherapie mit PEA und Melatonin zur Migräneprophylaxe

Neues aus der Wissenschaft: Kombinationstherapie mit Palmitoylethanolamid und Melatonin in der Migräneprophylaxe

Nach dem vorherigen Überblick über die vielfältigen Wirkmechanismen und das therapeutische Potenzial von Palmitoylethanolamid (PEA) in der Schmerztherapie (siehe Palmitoylethanolamid bei Schmerzzuständen), lohnt sich nun ein genauerer Blick auf aktuelle klinische Studien. Eine kürzlich veröffentlichte Untersuchung hat erstmals die Kombination aus hydrodispergierbarem PEA und Melatonin bei Migränepatienten im Rahmen einer placebokontrollierten Studie evaluiert – mit vielversprechenden Ergebnissen.

Migräne ist eine chronische neurologische Erkrankung, die etwa 15 % der Weltbevölkerung betrifft und sich durch wiederkehrende, meist einseitige, pulsierende Kopfschmerzen sowie Begleitsymptome wie Übelkeit, Licht- und Geräuschempfindlichkeit auszeichnet. Der Erkrankung liegt eine komplexe Pathophysiologie zugrunde, bei der Entzündungsprozesse, Mastzellaktivierung, neurogene Vasodilatation und circadiane Dysregulation eine zentrale Rolle spielen. PEA wirkt entzündungshemmend, indem es über den PPAR-α-Rezeptor die Freisetzung proinflammatorischer Zytokine und die Degranulation von Mastzellen hemmt – ein Prozess, der eng mit Migräneanfällen verknüpft ist. Auch Melatonin zeigt entzündungshemmende und neuroprotektive Effekte, reguliert schmerzrelevante Botenstoffe wie CGRP (Calcitonin Gene-Related Peptide) und Serotonin und beeinflusst den Schlaf-Wach-Rhythmus, der häufig bei Migränepatienten gestört ist. Aufgrund ihrer komplementären Wirkmechanismen könnte die Kombination aus PEA und Melatonin gezielt in die Migränepathogenese eingreifen und so Häufigkeit, Schwere und Dauer der Anfälle reduzieren.

In einer drei Monate dauernden, randomisierten, doppelblinden und placebokontrollierten Studie mit 60 Teilnehmenden wurde die Wirksamkeit einer Kombination aus hydrodispergierbarem PEA und Melatonin zur Behandlung von Migräne untersucht. Alle eingeschlossenen Patienten hatten mindestens ein Jahr vor der Rekrutierung die Diagnose einer episodischen Migräne (mit oder ohne Aura) erhalten und litten mindestens drei Monate vor der Rekrutierung unter mindestens zwei Migräneanfällen pro Monat. Die Teilnehmer wurden zufällig zwei Gruppen zugeteilt und erhielten über einen Zeitraum von drei Monaten täglich abends entweder eine Kombination aus 1.200 mg hydrodispergierbarem PEA und 0,2 mg Melatonin oder ein Placebo. Primäres Ziel durch die Supplementation war die Reduktion der Migränehäufigkeit, während auch Intensität, Dauer und Beeinträchtigung als sekundäre Parameter über ein tägliches Kopfschmerztagebuch erfasst wurden.

Nach 3 Monaten verzeichnete die Gruppe, die die Kombination aus PEA und Melatonin einnahm, eine Verringerung der Migränehäufigkeit (von 3,4 auf 2,2 Anfälle pro Monat), der Migränedauer (von 10 auf 7,1 Stunden pro Anfall) und der Migräne-Schmerzintensität (–36 %). Darüber hinaus waren Migräneaura (Sehstörungen), Übelkeit, Erbrechen sowie Licht- und Geräuschempfindlichkeit nach 3 Monaten im Vergleich zum Placebo verringert.

Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Kombination aus PEA und niedrig dosiertem Melatonin ein vielversprechender ergänzender Ansatz in der Migränetherapie sein könnte. Angesichts der relativ kleinen Stichprobengröße sind jedoch weitere groß angelegte und multizentrische Studien erforderlich, um die klinische Anwendbarkeit bei einer breiteren Migränepopulation zu bestätigen.

Interessanterweise wurde in der zusammengefassten Studie eine Dosis von 0,2 mg Melatonin pro Tag verwendet, eine deutlich geringere Dosierung als in früheren Migräne-Studien, in denen 2 bis 3 mg pro Tag verabreicht wurden. Dies sind wertvolle Daten, da die Einnahme von Melatonin Nebenwirkungen wie Schläfrigkeit und ironischerweise auch Kopfschmerzen verursachen kann.

Quellen:
Piccolo V, Marzocchi A, Maisto M, Summa V, Tenore GC, Amoresano A. Fixed combination of palmitoylethanolamide and melatonin in preventive therapy of migraine: results from a randomized clinical trial. Front Nutr. 2025 Apr 10;12:1560654. doi: 10.3389/fnut.2025.1560654. PMID: 40276532; PMCID: PMC12018232. https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC12018232/