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Taurin (Teil 3) – Herz-Kreislauf-System

Nachdem wir in Teil I die mitochondrialen Effekte von Taurin detailliert beleuchtet und in Teil II seine Rolle im Nervensystem analysiert haben, wenden wir uns nun einem weiteren zentralen Aspekt dieses vielseitigen Vitalstoffs zu: seinem Einfluss auf die kardiovaskuläre Gesundheit.

Taurin – ein Multitalent für die kardiovaskuläre Gesundheit?

Aufgrund der zunehmenden Prävalenz von Herz-Kreislauf-Erkrankungen stehen Nährstoffe, die eine schützende Wirkung auf das Herz-Kreislauf-System haben, immer stärker im Fokus der Forschung. Taurin zeigt hier beeindruckende Effekte: Es hilft, den Blutdruck zu regulieren, unterstützt die Herzfunktion und trägt zur Gesunderhaltung der Gefäße bei. Dank seiner antioxidativen, entzündungshemmenden und osmoregulatorischen Eigenschaften sowie seiner positiven Wirkung auf die mitochondriale Energieproduktion gilt Taurin als vielversprechender Vitalstoff für die kardiovaskuläre Gesundheit.

Blutdruck: Endothelgesundheit, NO und H2S

Taurin begünstigt die Bildung des Gasotransmitters Schwefelwasserstoff (H2S). Der postulierte Mechanismus ist die Aufrechterhaltung des zellulären Redox-Gleichgewichts, worüber die Aktivität der Enzyme Cystathionin-β-Synthase (CBS) und Cystathionin-γ-Lyase (CSE) gewährleistet wird. Diese Enzyme sind entscheidend für die Produktion von H₂S (aus L-Cystein). Durch die Förderung der H₂S-Produktion hilft Taurin die glatte Gefäßmuskulatur zu entspannen und so die endotheliale Funktion zu verbessern. H₂S wirkt gefäßerweiternd, indem es die Öffnung ATP-sensitiver Kaliumkanäle stimuliert, und verstärkt zugleich die gefäßerweiternde Wirkung von Stickstoffmonoxid (NO). Diese Synergie zwischen H₂S und NO trägt wesentlich zur Blutdrucksenkung bei und fördert eine gesunde Gefäßfunktion. Gleichzeitig schützt H₂S die Gefäße vor Entzündungen und oxidativem Stress. Laut eines aktuellen Reviews von Tzang et al. (2024) kann eine Taurin-Supplementierung den systolischen Blutdruck um bis zu 4 mm Hg und den diastolischen um bis zu 1,4 mm Hg senken. Die Effekte waren vor allem in Studien mit Herzinsuffizienz-Patienten deutlich, aber auch bei gesunden Probanden signifikant. Die Dosierungen in den ausgewerteten Studien reichen von 1 bis 6 Gramm.

Ein weiterer Mechanismus, über den Taurin regulierend auf den Blutdruck wirkt, ist sein hemmender Effekt auf das Renin-Angiotensin-System (RAS). Taurin hemmt die Freisetzung von Renin und in der Folge die Umwandlung von Angiotensinogen zu Angiotensin-I und -II. Angiotensin-II vermittelt vasokonstriktive Effekte, wodurch sich geringere Level positiv auf den Blutdruck auswirken.

Ergänzend zu den positiven Effekten auf die Integrität der Gefäße sowie den Blutdruck hat Taurin das Potenzial, die Herzfunktion zu verbessern sowie den Cholesterin- und Fettstoffwechsel positiv zu beeinflussen.

Stärkung der Herzfunktion

Taurin spielt eine bedeutende Rolle für die Herzfunktion, insbesondere durch seine Auswirkungen auf die Calciumhomöostase und die mitochondriale Leistung. Calcium ist ein zentrales Ion im Rahmen der Herzmuskelkontraktion. Eine gestörte Calciumregulation kann zu Herzrhythmusstörungen und einer reduzierten linksventrikulären Ejektionsfraktion (LVEF) führen (wichtiger Indikator für die Pumpleistung des Herzens). Taurin begünstigt die Calciumhomöstase und trägt zusätzlich durch seine positiven Effekte auf die mitochondriale Leistung zur Herzfunktion bei. Neben der bereits erwähnten gestörten Calcium-Homöostase ist auch eine eingeschränkte mitochondriale Leistung im Herzmuskel ein Risikofaktor für die Entstehung von Herzinsuffizienz. Die Kombination seiner Effekte macht Taurin für den Erhalt der kardialen Leistung zu einem hochinteressanten Vitalstoff mit bisher unterschätztem Potential.

Kardiovaskuläre Risikofaktoren: Triglyceride und Cholesterin

Taurin beeinflusst neben Blutdruck und Herzleistung auch Blutfette und Cholesterinwerte – und somit weitere Parameter für die kardiovaskuläre Gesundheit. So senkt Taurin bspw. den Cholesterinspiegel durch Förderung der Gallensäureproduktion (Cholesterin-7α-Hydroxylase-Aktivität) und hemmt die Produktion von ApoB. Die genauen Zusammenhänge und Wirkmechanismen von Taurin auf den Fettstoffwechsel werden wir in Teil IV noch ausführlicher beleuchten.

Quellen:

Tzang CC, Lin WC, Lin LH, Lin TY, Chang KV, Wu WT, Özçakar L. Insights into the cardiovascular benefits of taurine: a systematic review and meta-analysis. Nutr J. 2024

Santulli G, Kansakar U, Varzideh F, Mone P, Jankauskas SS, Lombardi A. Functional Role of Taurine in Aging and Cardiovascular Health: An Updated Overview. Nutrients. 2023

DiNicolantonio JJ, OKeefe JH, McCarty MF. Boosting endogenous production of vasoprotective hydrogen sulfide via supplementation with taurine and N-acetylcysteine: a novel way to promote cardiovascular health. Open Heart. 2017

Chen W, Guo JX, Chang P. The effect of taurine on cholesterol metabolism. Mol Nutr Food Res. 2012 

Tzang CC, Chi LY, Lin LH, Lin TY, Chang KV, Wu WT, Özçakar L. Taurine reduces the risk for metabolic syndrome: a systematic review and meta-analysis of randomized controlled trials. Nutr Diabetes. 2024